Der Titel teasert es schon an. Simon hat Sie gefunden. Seine Grail-Watch.
Für mich ist eine Grail-Watch keine Uhr die das Hobby beendet, sondern eine Uhr die so perfekt ist, dass ich immer noch glücklich wäre, wenn ab jetzt keine weitere Uhr mehr in meine Ansammlung käme. Lange Zeit war das anders - so wie Viele sagen: Eine Grail-Watch ist die nächste Uhr oder eine die einen unerreichbaren Traum darstellt.
Was hat sich geändert? Ich möchte euch mitnehmen auf meine Reise. Wie kam ich zu meinem Grail, welche ist es, und was kam vor allem auf dem Weg dahin?
Rückblickend fühlt es sich für mich an wie ein Puzzel, dass sich Stück für Stück wie von alleine zusammen gesetzt hat.
Der nachfolgende Artikel lässt sich grob in 3 Abschnitte unterteilen.
Die ersten Jahre mit Uhren
Der Rolex Weg
Die Grail - Watch
Die Ersten Jahren mit Uhren
Starten wir meine horologische Reise mit der Junghans Meister Classic am Edelstahlgliederband. Die Uhr misst 38,5mm, hat keine Lünette und ein sehr schmales Gehäuse mit winzigen Lugs. Die Uhr besteht fast ausschließlich aus Zifferblatt und darüber prangt ein gewölbtes Mineralglas.
Die Uhr gefiel mir optisch ausgesprochen gut, die Marke war mir seit Kindheitstagen bekannt. Der liebe Onkel Carsten trug einige Junghans Uhren. Für mich war klar, hier handelt es sich um eine hochwertige Uhr. Vorher trug ich immer Uhren für etwa 100€. Modeschmuck wie eine Invicta, Ice Watch und eine Audi Uhr.
Auf Grund des hohen Preises von 1.440€ habe ich mir die Uhr immer wieder angesehen und längere Zeit nicht gekauft. Auf einer Reise, im November 2016, war diese Uhr dann beim örtlichen Juwelier deutlich preiswerter verfügbar. Es gab direkt Rabatt und die Bereitschaft, über 1.000€ für eine Uhr auszugeben war plötzlich da. Auf hoher See, auf der „Mein Schiff 3“ - bei Heinemann.
Diese Uhr sollte mich dann für die nächsten 3,5 Jahre täglich ohne Unterbrechung begleiten. Mit der Zeit reifte der Wunsch eine definiertere Uhr, eine mit präsenteren Hörnern zu tragen. Simon wollte in erster Linie, keine größere, sondern andere Proportionen; eine Uhr die größer - sportlicher wirkt.
Also ging ich auf die Suche, könnte man denken - weit gefehlt. Auch das war eher Zufall, wieder auf einer Reise. Dies mal war es in Frankfurt, vor dem längsten Flug den ich bis dahin antreten würde: nach Sao Paolo in der Boeing 747 von der Lufthansa - die Euphorie war groß.
Beim Juwelier Rüschenbeck schaute ich mir eine Rolex Datejust 41 und eine Omega Seamaster Aqua Terra, ich glaube es war eine in 38,5mm, an. Die Omega war mit Diamantindizes und grauem Perlmutt Blatt opulent ausgestattet. Es war ein Auslaufmodell und gab sie mit deutlichem Rabatt - schon ungefragt. Die Uhr begeisterte mich, lag aber mit etwa 5.000€ weit über meine damaligen Möglichkeiten.
Die Datejust 41 fühlte sich im direkten Vergleich etwas zu groß an. Auch wirkte die geriffelte Lünette auf Simon damals sehr altmodisch. Das ist eine passende Uhr, wenn ich 50 werde, dachte ich mir.
Als Abonnent der GQ sah ich plötzlich IWC Pilot Watches als hochglanz Anzeige auf der Rückseite des Magazins. Zuerst den Spitfire Chrono in 41mm und dann den Top Gun Chrono in 44,5mm. Diese Uhren begeisterten mich optisch sofort.
Kurze Zeit danach, wieder so ein Zufall, sah ich auf einer Nordamerika Kreuzfahrt eine IWC Boutique in der 5th Avenue in New York City. Bei der Gelegenheit hatte ich meinen ersten Besuch in einer Uhren Boutique. Das war Ende 2019.
Die Spitfire fand ich damals sehr merkwürdig proportioniert - hohe Bauhöhe, recht schmales Gehäuse. Da ich kürzlich bei meinem lieben Freund dem Patrick die Gelegenheit hatte die Uhr mal länger zu tragen, kann ich diese Emotion heute 5 Jahre später nicht mehr so ganz nachvollziehen.
Dennoch die Top Gun Uhr war schwarz, ultra cool, aus Keramik, damit beinahe unzerstörbar und die Story rund um die Strike Fighter Weapons School der US Navy kurz Top Gun - also cooler wird es nicht, dachte ich mir. Vielleicht noch mit der Uhr der Astronauten - die ich zu der Zeit noch nicht kannte.
Der Pilot Watch Chronograph Top Gun ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Die identische Bauhöhe zur Spitfire wirkte nicht so hoch da die Uhr insgesamt größer also breiter war. Das wirkte auf mich ausgewogener. Die Uhr war tragbar, auch wenn eigentlich zu groß. Mittlerweile gibt es diese Modelle in etwas flacher und in 41mm mit sehr guten Proportionen. Zurück in der Heimat stieg ich dann tief ein und befasste mich vor dem Kauf mit sämtlichen Marken und Modellen, besuchte zig mal den Bucherer und schließlich kaufte ich schon Anfang 2020 diese Uhr für 7.500€.
Die Freude hielt nicht sonderlich lange - ganze 3 Wochen. Wer errät was passiert ist?
Natürlich. Auslösender Faktor war wieder eine Reise. Eine Karibik Kreuzfahrt für 2 Wochen in feuchter, salziger Meeresluft. Zurück in der Heimat war die Uhr grau und um die Chronodrücker eine Ölspur. Nach einigem hin und her und der Aussagen, dass an der Uhr kein Grund zur Beanstandung besteht erhielt ich mein Geld zurück und ging erneut auf die Suche.
An dieser Stelle enden auch die Einflüsse von Reisen auf meine Uhrenkäufe. Ein Kollege sagte zu mir, wenn Du schon bereit bist, so viel Geld auszugeben, wieso kaufst Du dir dann nicht direkt eine Rolex? Der Satz, hatte Wirkung auf mich. Irgendwie hatte ich mich ja dagegen gewehrt, doch nun war ich offen, es zu probieren.
Der Rolex Weg
Die Vorzeichen waren denkbar ungünstig. Es war die Zeit, in der die Schaufenster bei Rolex Geschäften leer waren. Ein Hype setzte ein, bzw. war schon längst im Gange - der bisher völlig an mir vorbei gegangen war.
Da man mir keine Uhr physisch zeigen konnte, bestellte ich eine Uhr direkt aus dem Katalog - ungesehen. Es war die Submariner 116613LB. Besser bekannt als die Bluesy.
Als 6 Wochen später der Anruf kam und ich die Uhr abholte, war die Begeisterung groß. Zuletzt hatte ich eine GMT Master II und Daytona in Stahl gesehen, als ich noch 8 oder 9 Jahre alt war. Das war am Handgelenk eines Freundes meiner Mutter. Bei der GMT dachte ich mir damals was soll der Blödsinn mit dem 4. Zeiger und die Daytona sah ja nicht besonders schön aus. Viel zu viel los auf dem Zifferblatt. Ich konnte nicht verstehen, wieso der Heiko von der GMT auf die Daytona gewechselt ist.
Doch zurück zur Bluesy. Ich öffnete die Box und sah blau, Gold, das Funkeln der Lünettenriffelung - angestrahlt durch die Spots der Boutique. Ich öffnete die Schließe und legte diese Uhr an. Ich war sprachlos. Was für eine Perfektion.
Ein halbes Jahr später ging der Sommer so langsam in den Herbst über und eine weitere Farbe musste her. Die Bluesy ist einfach eine Sommeruhr.
Es folgt, ob meiner Ungeduld auf den nächsten Anruf zu warten, eine gebrauchte Uhr, und hier wurde mein Sammlungsverhalten hektisch: Zuerst kam eine Rolex GMT Master II 16710T mit dem Spitznamen Coke. Das Set war nicht das beste und im Prinzip war es lediglich die Spekulation auf ein Release einer neuen Coke. Ich tauschte privat gegen, ein neueres Modell, eine Deepsea 116660 im Full-Set. Das war natürlich eine Uhr die zwar cool, aber viel zu groß war. Also verließ sie mich wieder nach dem Winter. Es folgte eine Day Date 40. Eigentlich sollte die Gelbgold sein mit Baguette Indizes. Bestellt war die schon seit 7 Monaten. Aber als ich diese Uhr im Schaufenster habe stehen sehen war ich hin und weg. Eine andere Leidenschaft von mir ist schönes Porzellan von der örtlichen KPM, der königlichen Porzellan Manufaktur.
Das Zifferblatt dieser Uhr sah aus wie eben dieses Porzellan. So rein, so weiß und zu allem zu kombinieren. Die Uhr ist etwas schmaler als die Datejust 41 - trägt sich dadurch eleganter. Die Lünette steht dadurch aber auch steiler hoch. Ein Detail, das ich wahrnehme, viele andere aber maximal im direkten Vergleich sehen würden. Nach einiger Tragezeit fiel mir noch etwas auf: Ich bekam das selbst so getaufte „Day Date Problem“ zu spüren. Das Band lässt sich gar nicht feinverstellen. Entweder war die zu eng oder zu locker. Recherche im Forum brachte die Erkenntnis, dass es 1,25er Elemente gibt für 700€ das Stück. Vorrätig waren die aber nicht und probieren durfte ich die auch nicht. Also riskierte ich keine Bestellung, falls die mir später optisch nicht gefallen.
Ein halbes Jahr später bekam ich einen weiteren Anruf. Leider keine Abholung kurz vor Weihnachten aber eine Bestätigung meiner Anfrage. Mein Traum sollte in Erfüllung gehen. Als nächstes erhalte ich eine GMT Master II Pepsi. Die Vorfreude war groß. Es dauerte dann noch von eben November 2021 bis August 2022. Mein 30. Geburtstag war seit einigen Tagen verstrichen und meine Hoffnung, dass die Zuteilung wirklich klappt, war längst dahin. Doch dann ganz unerwartet kam der Anruf. Gerade an der Bar sitzend im Gasthaus in den Tiroler Alpen - wo wir gerade den Sommerurlaub verbrachten. Wieder eine Uhr in Verbindung mit einer Reise und beinahe dem 30. Geburtstag.
Die Pepsi trägt sich etwas anders als die Bluesy. Der Gehäuseboden der Submariner lässt die Uhr etwas auf den Handrücken „thronen“ Da die Pepsi flacher ist und das feingliedrige Jubilee Band hat, trägt sie sich eleganter. Obwohl ich immer der Meinung bin, dass die feinere Graduierung auf der Lünette der Submariner feiner wirkt als die fetten sportlichen Zahlen der GMT Master.
Ein kurzen Rückfall erlebte ich in Sachen Größe. Eine Bestellung, die schon 14 Monate her war, erreichte mich. Die neue Deepsea 126660 mit dem Cameron Blatt. Feinere Anstöße und dieses beeindruckende Blatt überzeugten mich, es erneut mit einer Uhr dieser Größe zu probieren. Ein Freund meinte: „Gratulation zu deiner ersten richtigen Uhr und trainiert dein Bizeps.“ Für dieses Zifferblatt nimmt man das in Kauf, dachte ich mir und schnallte mir dieses Beast um. Doch seht selbst.
Als Löser des Day Date Problems hielt dann noch eine Datejust 41 Einzug bei mir. Die perfekte Uhr fürs Büro und weit drüber hinaus. Die Wabenstruktur im Zifferblatt greift die Riffelung der Lünette auf und prangt prominent an der Außenfassade der Rolex Boutique in der Dubai Mall - der größten der Welt. Ein ebenfalls wahrlich besonderes Blatt. An dieser Stelle möchte ich John Mayer zitieren der sagte: Die Faszination an einer Uhr löst bei ihm ein Zifferblatt aus in das er stundenlang hineinschauen und sich drin verlieren kann.
Da ich bei Rolex geblieben bin, erratet Ihr vielleicht nach dieser „Reise“ welches Modell nun der Grail ist? Im Großen und Ganzen bleibt ja nur noch ein Modell übrig.
Meine Grail-Watch: "Rolex Daytona in Weißgold"
Die Daytona. Lange hat es mit ihr gedauert. 15 Jahre lang fand ich die nicht einmal schön. Näher mit dem Modell beschäftigt, fand ich die Modelle aus den 2000er Jahren unvollendet, Band und Schließe nicht optimal und die Asymmetrie der Lugs auch nicht gerade ansprechend. Die Lugs sind seitlich abgerundet statt spitz und scharfkantig wie bei anderen Rolex Uhren. Diese scharfen Kanten waren für mich ein Indiz für Präzision und Wertigkeit. All das hatte die Daytona für mich lange nicht.
Ich entdeckte die Modelle in Edelmetall und nahm etwas ganz deutlich wahr: Die Gehäuse sind völlig unterschiedlich, symmetrisch, scharfkantig und nach unten abgeflacht. Die Politur der Lünette ist in 3 Facetten ausgeführt. Das Lichtspiel dieses Materials und der perfekten Verarbeitung ist ein Hochgenuss anzusehen. Diese Details sind es, die mir unbeschreiblich gut gefallen. Dann konnte ich einige Varianten anlegen und war begeistert, als mein Anruf kam. Ich erhalte meine Daytona. Wenige Wochen später wurde dieses Modell aus dem Programm genommen. Auch dies ein Aspekt der mir sehr gut gefällt.
Mit dieser Uhr habe ich ganz großes Glück. Ich bin angekommen, trage und besitze die für mich ultimative Uhr. Im Berufsalltag ist die Rolex Daytona 116509 in Weißgold mit blauem Blatt mein täglicher, treuer Begleiter. Doch selbst in der Freizeit kommt diese Uhr im Wechsel mit der Gerald Charles an den Arm.
Der Tragekomfort ist für mich einfach perfekt. Das Gefühl in Vollgold am Arm ist etwas sehr überwältigendes. Gold nimmt die Körpertemperatur auf angenehme Weise an und verschmilzt mit dem Handgelenk. Die Daytona ist von den Facts, Größe, Bauhöhe, die Gewichtsverteilung zwischen Gehäuse, Band und Schließe unerreichte Spitze. Nicht kopflastig, nicht zu fein, nicht zu massiv. Hier stimmt jedes Detail.
Meine Uhrenreise geht weiter, aber die Hektik ist weg. Das macht für mich meine Grail-Watch aus.
Was ist für Dich eigentlich eine Grail-Watch? Schreib es gerne in die Kommentare.
Danke, dass du uns auf deiner Reise zu deiner Grail hast teilnehmen lassen!!!
Sehr schöner Beitrag. Gratulation zu Deiner Lieblings Daytona.